Gedanken zu Menschen mit denen man sich aus „Mitleid“ einlässt…

Gedanken zu Menschen mit denen man sich aus „Mitleid“ einlässt…

Manchmal trifft man Menschen die sofort „Mitleid“ erwecken. Sei es weil sie eine körperliche Behinderung oder schwere Krankheit haben oder einfach nur eine sehr bedürftige Ausstrahlung besitzen. Dieses Mitleid ist eigentlich das schlechteste was man tun kann, denn es ist eine gewisse Form des Herabblickens auf diesen Menschen. “Oh die arme Frau! Der muss ich jetzt etwas Gutes tun!“. Es kam bisher eigentlich nur zweimal in meinem Leben vor, dass ich einem Menschen aus „Mitleid“ geholfen habe. Alle anderen Male waren weil ich es wirklich wollte und es mir Freude bereitet hat.

Diese Menschen bleiben dann auch nicht bei einem hängen, sondern sie kommen, ihnen wird aus Liebe kurz geholfen und dann sind sie genauso schnell wieder verschwunden. Die beiden Menschen denen ich aus Mitleid und innerlich auch mit einem gewissen Widerwillen geholfen habe, sind dann über mehrere Monate in meinem Leben hängen geblieben.

Der Nachbar und die Frau aus der Weiterbildung:

Das Problem welches daraus entstand war, dass diese Menschen in der Regel emotional auch sehr bedürftig sind und förmlich die ganze Hand ergreifen, obwohl man ihnen eigentlich nur den kleinen Finger reichen wollte. Aus „Mitleid“ setzt man dann keine Grenzen. Das führt dazu, dass man dann Dinge tut die man eigentlich nie tun wollte.

Das Gegenüber spürt davon nichts, warum auch, wenn man nichts sagt oder klare Grenzen setzt. Irgendwann ist man dann, wie in meinem Fall, von den ständigen, mittlerweile penetranten Spontanbesuchen des Nachbarn oder den häufigen Anrufen, der aus Mitleid geschlossenen „Freundschaft“ genervt und möchte diese Leute eigentlich nur noch aus dem Leben haben.

Man ringt dann so lange mit sich, bis meistens irgendwann etwas vorfällt, dass so nicht mehr tragbar ist. Der Nachbar klopft laut an der Tür, während man gerade den dringend benötigten Mittagsschlaf macht, obwohl man mittlerweile an den Wochenenden die Türklingel abgestellt hat. Die verblüffte Frage „Warum er denn klopft?“ beantwortet er dann lapidar „Ich habe geklingelt aber du hast nicht aufgemacht!“.

Oder die „Freundin“ ruft auf einmal regelmäßig im zwanzig Minutentakt an, gefolgt von einer sms „Ruf mich bitte mal an“. Auf die leicht genervte Frage „Ob es denn irgendetwas dringendes gibt?“ kommt einfach nur „Nein ich wollte nur mit dir telefonieren“. Da ist es dann mit dem „Mitleid“ meistens ziemlich schnell wieder vorbei und das Gegenüber bekommt eine patzige Antwort, weil man mittlerweile einfach nicht mehr anders reagieren kann.

Ich habe in diesen beiden Fällen gemerkt, wie schwierig es mir aufgrund meines „Mitleids“ gefallen ist, frühzeitig Grenzen zu setzen. Man hofft insgeheim, dass das Gegenüber schon irgendwie merkt, dass man eigentlich nie wirklich so einen intensiven Kontakt wollte und von einem ablässt.

Man tut niemandem etwas Gutes, wenn man aus Mitleid handelt, weil man denkt, etwas tun zu müssen! Im Nachhinein tut mir dies alles sehr leid, denn ich weiß, dass ich beide Menschen verletzt habe, durch meine Unaufrichtigkeit und mein Helfersyndrom. 

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