Warum gibt es im heidnischen Naturverständnis männliche und weibliche Sonnengötter und Wassergottheiten?

Warum gibt es im heidnischen Naturverständnis männliche und weibliche Sonnengötter und Wassergottheiten?

Als ich anfing mich mit den unterschiedlichen Göttern heidnischer Religionen zu beschäftigen, fand ich es äußerst verwirrend, dass es Sonnengöttinnen und Sonnengötter gab, sowie weibliche also auch männliche Wassergötter. Die Sonne fühlte sich für mich eindeutig maskulin an, während das sanfte weiche Wasser feminine Qualitäten ausstrahlte. Warum gab es als auch weibliche Sonnengötter und männliche Wassergottheiten? Ich versuchte mich in dieses Konzept anhand meiner logisch-analytischen Fähigkeiten hineinzudenken, doch alle „Erkenntnisse“ die auf diese Art zu mir kamen, fühlten sich abstrakt und unstimmig an. Dann hatte ich einen der berühmten AHA-Momente, als ich einen Regensturm beobachtete der über das Land zog. Manchmal fühlte sich der Regen, wenn er besonders wild, harsch und hart auf die Erde prasselte „männlich“ an, während er nur Minuten später, wenn die Winde nachließen und die Wolken sich aufhellten, sanfte weibliche Qualitäten annahm. Ich konnte förmlich spüren und sehen, wie sich der Ausdruck des Regens veränderte. Und in dem Moment verstand ich, warum die indigenen Völker männliche UND weibliche Götter und Göttinnen für die Sonne, für das Wasser und andere Naturphänomene kannten. Die heiße penetrierende Mittagssonne hat eine komplett andere Qualität als die sanfte zarte Morgensonne, die mit ihren langen Fingern sanft über das Land streicht. Das raue und aufgepeitschte Meer fühlt sich anders an, als die ruhige sanfte See. Unsere indigenen Vorfahren, die so innig mit der Natur verbunden waren, spürten diese Unterschiede und addressierten sie dementsprechend, indem sie unterschiedliche Götter und Qualitäten mit den einzelnen Naturphänomenen verbanden. Wenn wir uns also wirklich mit dem Weltbild der Kelten oder Germanen verbinden möchten, müssen wir versuchen auf einer sinnlichen Ebene in die Natur einzutauchen, denn diese Erkenntnisse stehen in keinem Geschichtsbuch, sie kommen zu uns, durch unsere authentische Verbindung und unser hineinspüren in das Land. Einige Wochen nach diesem Erlebnis, sah ich dann auf YouTube ein Video von einem Ältesten des Native American Tribes der Navajo, worin er genau jenes Phänomen beschreibt. Hierin sagt er, dass es Teil des traditionellen Glauben seines Stammes ist, dass alles, inklusive der Naturphänomene entweder männlich oder weiblich ist. Doch besonders faszinierend fand ich, dass er meinen Eindruck von den unterschiedlichen Qualitäten des Regens bestätigte, indem er sagte, dass es in seiner Sprache zwei Wörter für Regen gibt. Der gewitter- und sintflutartige Regen wird als männlicher Regen bezeichnet, während der sanfte Regen als weiblicher Regen bezeichnet wird.

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