EPONA: Eine keltische Göttin in Bayern!
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Als im Vereinigten Königreich lebte, habe ich die Waliser immer um ihre Überlieferungen zu keltischen Göttern und Göttinnen beneidet. Die walisische Kultur konnte sich eine tiefe Verbindung zur keltischen Mythologie bewahren, was die zahlreichen Geschichten von andersweltlichen Wesen wie Cerridwen, Rhiannon und Arianrhod belegen. Diese Geschichten und Überlieferungen bieten wertvolle Einblicke in die keltische Religion und Spiritualität.
Im Vergleich dazu gibt es im Südwesten Deutschlands, insbesondere in Bayern, zahlreiche archäologische Überreste, die auf eine keltische Besiedlung hinweisen. Keltenschanzen, Grabhügel und andere Artefakte zeugen von der einstigen Präsenz der Kelten in dieser Region. Doch leider sind schriftliche Aufzeichnungen aus dieser Zeit begrenzt oder nicht vorhanden. Daher bleibt uns verborgen, welche konkreten Götter oder Göttinnen von den keltischen Bewohnern dieser Region verehrt wurden.
Umso höher schlug mein Herz, als ich von einem Votivstein für Epona im archäologischen Park Cambodunum in Kempten hörte, welcher von einer Verehrung der Göttin in dieser Region spricht. Laut Miranda Green, einer bekannten britischen Archäologin und Expertin für keltische Religion und Mythologie, die sich ausgiebig mit Epona beschäftigt hat, ist Epona zweifellos die am besten dokumentierte keltische Gottheit, wie sie in ihrem Buch „The Celtic World“ schreibt. Green betont damit die herausragende Stellung von Epona und ihre Bedeutung in der keltischen Mythologie. Als Göttin der Pferde hatte Epona eine starke Präsenz im keltischen Kult und wurde in zahlreichen keltischen Kunstwerken dargestellt. Den hohen Stellenwert dieser Göttin in der damaligen Welt zeigt sich auch dadurch, dass sie als einzige keltische Göttin selbst von den Römern verehrt wurde, welche in ihr eine Schutzpatronin der Pferde und Reiterei sahen. Ihr Name stammt wahrscheinlich von dem keltischen Wort “epos” ab, was “Pferd” bedeutet.
Ferner symbolisierte Epona auch Fruchtbarkeit und Überfluss. Sie wurde oft mit Füllhörnern oder Körben voller Nahrungsmittel und Blumen dargestellt. Die Kelten glaubten, dass Epona ihnen reiche Ernten und fruchtbares Land bescheren konnte. Pferde galten in vielen Kulturen als Glücksbringer, was man auch an der langen Tradition sehen kann, in der Hufeisen als Symbole für Glück und Wohlstand angesehen werden. Epona ist somit die Schirmherrin all dieser Eigenschaften. In ihr fanden die Kelten eine Göttin, die ihre Hoffnungen und Sehnsüchte nach Fülle, Wohlstand und Schutz verkörperte und ihnen Segen in allen Aspekten des Lebens spendete.
Der Votivstein für Epona im archäologischen Park Cambodunum in Kempten ist ein beeindruckendes Zeugnis dieser Verehrung und ein Beweis für die Bedeutung der Göttin in der keltischen Kultur. Dieser Fund bekräftigt die Vermutung, dass Epona in der süddeutschen Region verehrt wurde und somit einen Teil des keltischen Glaubens und Kults widerspiegelt, der in dieser Gegend einst existierte. Die Tatsache, dass die Verehrung von Epona über die keltische Periode hinaus anhielt und von den Römern übernommen wurde, unterstreicht die Wertschätzung und den Einfluss dieser Göttin über verschiedene Kulturen und Zeiträume hinweg.