Eine Übung in Freundlichkeit

Eine Übung in Freundlichkeit

Gerade hier in England habe ich gelernt, wie viel schöner das Leben sein kann, wenn wir uns alle ein bisschen in Nettigkeit üben. Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen sich darin ein wenig schwer tun. Wir reagieren auf unser Umfeld sofort gereizt oder genervt als mit Freundlichkeit. Warum ist dies so?

Hierzu müssen wir folgendes verstehen. Alles was wir im Außen wahrnehmen ist erstmals „neutral“. Neutral bedeutet hier „ohne Wertung“. Doch ist uns dies oft nicht bewusst, weil wir sofort in die Bewertung gehen. Wir urteilen innerhalb einer Hundertstel von Sekunde, dass die Frau, die uns auf der Straße fast über den Haufen gelaufen hat, einfach eine dumme Kuh ist, die keine Augen im Kopf hat. Oder der Arbeitskollege der das „Guten Morgen“ nicht erwidert, einfach tot unhöflich ist, oder gar noch schlimmer, uns insgeheim nicht ausstehen kann!

Dieses Bewertungssystem hat uns in archaischen Zeiten schon oftmals das Leben gerettet, indem wir blitzschnell Feind von Freund unterscheiden konnten um somit entsprechend zu reagieren. Heutzutage sind wir aber zum Glück, nicht mehr von so vielen Säbelzahntigern und hordenden Barbaren umgeben und von dem her ist es nur heilsam, wenn wir dieses Bewertungssystem ein bisschen hinterfragen, um mehr Harmonie in unser Umfeld zu bringen.

Ohne Wertung ist alles erstmal neutral. Es ist wie es ist:

  • Frau läuft fast in andere Frau auf der Straße
  • Arbeitskollege erwidert das „Guten Morgen“ nicht

Nur durch unsere Bewertung bekommt das Ereignis ein Gewicht. Diese Wertung kann entweder positiv oder negativ ausfallen. Die negative Bewertung haben wir oben schon kennengelernt. Eine positive Wertung könnte wie folgt aussehen:

  • Eine Frau läuft fast in eine andere Frau, weil sie gerade im Stress ist, da ihr Kind einen kleinen Unfall hatte und sie sehr besorgt ist, deshalb hat sie die entgegenkommende Frau nicht gesehen.

Oder:

  • Der Arbeitskollege erwidert das „Guten Morgen“ nicht, da er es schlichtweg einfach nicht gehört hat, da er gerade in Gedanken versunken war.

Wenn wir lernen eine Situation so zu nehmen wie sie ist, ganz neutral, dann gibt uns das die Freiheit die Bewertung selbst zu wählen. Wir können uns also ganz bewusst dazu entscheiden ob wir einen negativen oder positiven Blickwinkel annehmen. Wir werden im Endeffekt wohl nie genau wissen, warum der Arbeitskollege nicht gegrüßt hat und es ist auch egal, denn alles was zählt, ist unsere Reaktion, denn diese kreiert unsere Realität. Manche Menschen sind aus ihrer Perspektive, nur von Dummen umgeben. Andere sind umgeben von Menschen die Fehler machen, genau wie sie selbst, weil niemand perfekt ist! Sie sind umgeben von Menschen die manchmal gedankenlos sind, gestresst sind oder gerade eine ganz schwere Zeit durchmachen und deshalb nicht ständig in Friede-Freude-Eierkuchen Stimmung sind. Ihr Blickwinkel auf ihr Umfeld ist geprägt von Mitgefühl und Verständnis.

Seid euch also bewusst, welche Art von Realität ihr wählt. Denn jedes mal wenn Freundlichkeit über Unfreundlichkeit siegt, ist dies ein Geschenk an uns alle! Ein Geschenk an eine schöner und liebevollere Welt.

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