Warum man Wunden 1:1 weitergibt…

Warum man Wunden 1:1 weitergibt…

Vielleicht habt ihr auch schon mal davon gehört, dass es Menschen gibt, welche in ihrer Kindheit geschlagen wurden und nun genau das gleiche ihren eigenen Kindern antun.

Dann gibt es wiederum Menschen, welche in ihrer Kindheit geschlagen wurden und ihre Kinder nie im Leben schlagen würden, weil ihnen genau das selbst passiert ist!

Wo also ist der Unterschied, zwischen den Menschen, welche ihr Schicksal 1:1 weitergeben und jenen, welche das Gegenteil tun?

Der Grad an Bewusstheit macht den Unterschied

Es ist der Grad an Bewusstheit mit dem man durchs Leben geht. Der unbewusste Mensch spürt oft gar nicht, dass er innerlich eigentlich tief verletzt ist und deshalb gibt er diese Wunden an sein Umfeld ungefiltert weiter.

Der bewusste Mensch, nimmt den Schmerz wahr, gibt ihm Raum zum heilen und arbeitet daran. Das ist der einzige Unterschied!

Ein Beispiel der besonderen Art

Ich habe ein ganz interessantes Beispiel für die unbewusste Art mit Verletzungen umzugehen.

Ich habe einmal ein paar Wochen in einem kleinen Hotel ausgeholfen, welches einem älteren Ehepaar gehörte. Hier gab es einen großen Speisesaal mit hohen Fenstern. Eines Tages sollten wir die komplette Fensterfront putzen. Mein neuer Kollege stand dazu hoch oben auf der Leiter.

Obwohl die Arbeit in dem Hotel körperlich sehr anstrengend war und viel zu viel auf eine Person geladen wurde, wurden uns keine Pausen zugestanden! Dies führte dazu, dass die Leute regelmäßig Kreislaufprobleme bekamen und um einmal fünf Minuten durchschnaufen zu können, sich auf der Toilette oder in der Wäschekammer verstecken mussten!

Als also mein relativ neuer Kollege nach drei Stunden Fenster putzen merkte, dass seine Konzentration nachlässt, sagte er, dass er nun gerne eine Pause machen würde. Ich war gespannt, wie der Besitzer des Hotels darauf reagieren würde und ich machte mir auch Sorgen um meinen Kollegen, dass er vielleicht von der Leiter fallen könnte.

Natürlich sagte der Besitzer sofort, dass es hier keine Pausen gäbe und dann kam der Satz, der mich aufhören lies! “Er habe früher 16 Stunden am Tag gearbeitet, in der Gärtnerei!” Aha da war sie, die Wunde, die sagte, wenn ich so malochen musste, dann darfst du jetzt auch kein angenehmes Leben haben!

Man WIRD die Wunde!

Ohne dass das Licht der Bewusstheit auf die Wunde scheint, WIRD man zur Wunde! Man wird der Ausbeuter, der Gewalttäter oder der Mobbing-Täter!

Deshalb ist es so wichtig, dass man an seinen Verletzungen arbeitet und sie nicht in das stille Kämmerlein verbannt. Denn irgendwann kann eine unterdrückte seelische Verletzung so stark werden, dass sie komplett von einem Besitz ergreift.

Selbstheilung durchbricht den Kreislauf

Der positive Umkehrschluss wäre natürlich gewesen, “Oh ich musste damals, so hart arbeiten, mir wurden keine Pausen zugestanden und deshalb möchte ich jetzt ein fairer Chef sein!” Das wäre das Resultat der Selbstheilung gewesen.

Und das würde auch das Rad der Wiederholungen durchbrechen. Denn dadurch, dass er seine Mitarbeiter genauso behandelt, wie er damals behandelt wurde, hilft natürlich nicht den karmischen Kreislauf zu durchbrechen.

P.S. Mein Kollege hat zum Glück das einzig richtige gemacht, er hat einfach die Arbeit niedergelegt und sich seine halbe Stunde Mittagspause genommen.

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