Was ist keltischer Schamanismus?

Was ist keltischer Schamanismus?

Gerade in England, wo ich einige Zeit gelebt habe, gibt es unterschiedliche Meinungen ob es so etwas wie einen keltischen Schamanismus gibt? Denn als die Spiritualität der Menschheit, welche über Jahrtausende animistisch geprägt war, mehr Form annahm, waren es die Druiden, die Priester und Priesterinnen der Kelten, welche in unseren Breitengraden die weisen Frauen und Männer ihrer Zeit waren.

Der englische Orden der Barden, Ovaten und Druiden (OBOD) teilt das Druidentum in vier Epochen ein. Als Proto-Druiden werden die Anfänge des Druidentums bezeichnet, dies war auch die Zeit, als die ersten Steinmonumente wie Stonehenge errichtet wurden.

Dann wandelte sich das Druidentum langsam in eine organisierte Religion mit drei unterschiedlichen Sparten. Somit kennt das klassische Druidentum, die Barden, welche Geschichtenerzähler waren, die Ovaten, welche Heiler und Weissager waren und die Druiden, welche Recht sprachen und als Philosophen ihrer Zeit galten.

Keltischer Schamanismus arbeitet also mit der Mythologie und der Symbolik der klassischen Epoche der Druiden. Dazu gehören die König Artussage, Avalon und auch viele der alten irischen und walisischen Mythen und Geschichten, welche über Jahrhunderte von Barden erzählt und weitergetragen wurden und uns nur erhalten geblieben sind, da christliche Mönche, diese irgendwann niederschrieben. Hierzu gehört die Erzählung der Göttin Cerridwen und ihres Sohnes Taliesin, welche man als eine Einweihungsgeschichte interpretieren kann und die viele schamanische Elemente, wie Gestaltwandeln beinhaltet.

Ich denke es ist eine Frage der Definition. Menschen, die sich Druiden nennen, sind vielleicht Teil eines Druidenordens und arbeiten ausschließlich mit der keltischen Symbolik, welche gerade in Irland, Wales und im Südwesten Englands sehr präsent ist. Sie beteiligen sich verstärkt an Zeremonien und Ritualen, welche oftmals öffentlich abgehalten werden, um gemeinsam die alten Jahreskreisfeste zu feiern. Viele Teile ihrer Arbeit sind schamanischer Natur.

Keltische Schamanen legen die Akzentuierung mehr auf schamanische Praktiken, wie Andersweltreisen, Seelenrückholungen, Arbeit mit Krafttieren und anderen schamanischen Techniken, welche mit keltischen und avalonischen Symboliken kombiniert werden. Die Verknüpfung des Keltenbegriffs mit Schamanismus ist eher eine Form der neu-heidnischen Literatur, welche hauptsächlich von dem englischen Schriftstellerpaar John und Caitlin Matthews geprägt wurde. 

Anbei ein paar Symboliken aus der keltischen Mythologie und ihre örtliche Zuordnung:

  • Ynys Witrin – Die Insel aus Glas, auch als Avalon bekannt. Ort: Glastonbury, UK
  • König Artus – Geburtsort: Tintagel in Cornwall, UK. Letzte Ruhestätte: Glastonbury, UK, Camelot: Cadbury Castle, Somerset, UK
  • Cerridwen – ist eine walisische Göttin. Sie ist die Göttin von Transformation, Erneuerung und Wiedergeburt. In ihren Kessel der Inspiration, in dem der Awen braut, kommt alles, was uns nicht länger dient und transformiert werden soll. Wohnort: Lake Bala (Walisisch: Llyn Tegid) in Nord-Wales.
  • Taliesin, der berühmteste Bard Englands und weiser Ratgeber von König Artus. Geburtsort: Lake Bala (Nord-Wales).
  • Dinas Affaraon, die himmlische Stadt. Sitz der Pheryllt, der druidischen Alchimisten, von welchen Cerridwen, das Rezept für den Zaubertrank, um den Awen zu brauen, bekommen hat. Ort: In den Bergen von Wales, Snowdonia National Park.
  • Awen – Walisisch für (fließende) Inspiration. Entspringt Cerridwen’s Kessel und ist die Muse eines jeden Barden! Awen ist das Geschenk der Göttin, wenn man sich ehrlich darum bemüht. Wird rituell (3x) als Chant gesungen um die Göttin anzurufen. (Wird Aaa-ooo-e-nnn gechanted und Au:en ausgesprochen).
  • Annwn ist die keltische Anderswelt, in die wir schamanisch Reisen können um die Götter zu treffen. In walisischen und irischen Mythologien wird die Anderswelt, entweder als Insel oder tief unter der Erde lokalisiert (Aussprache: Anu:n).
  • Nwyfre, Walisisch für Lebensenergie. Die Druiden glaubten, dass alles mit Nwyfre durchdrungen ist, selbst ein Stein. Während Awen unbeständig ist (Inspiration kommt und geht) ist der Fluß von Nwyfre beständig. Nwyfre ist das keltische Equivalent zu dem was Hindus Prana und Taoisten Chi nennen. (Aussprache: Nuif-räh / “w” wird im Walisischem wie ein “u” ausgesprochen).
  • The Hill of Tara. Sitz der irischen Hochkönige und der Tuatha Dé Danann, der irischen Götter. Ort: County Meath, Irland.
  • Drachensymbolik. Der Drache galt als das Symbol der alten Religion. Er zierte das Banner des Pendragon, des obersten Heerführers.
  • Der grüne Mann. Verkörperung der archetypischen Kräfte des Waldes.
  • Sacred Grove (Heiliger Hain), Tempel der Druiden in der Natur.

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